Wo früher in Basel die “Elle et Lui”-Bar war, wird ab März ein aussergewöhnliches Etablissement seine Pforten öffnen.
Das Haus an der Rebgasse 39 scheint Pioniere anzuziehen. 1974 wurde an dieser Adresse Basels erste Schwulenbar eröffnet. Das “Elle et Lui” war jahrzehntelang ein Treffpunkt für Schwule und Lesben. Die Blütezeit hatte das Lokal laut Szenekenner Peter Thommen, der die Geschichte der Gay-Bar im Magazin “Cruiser” festgehalten hat, in den 1990er Jahren. Mit dem Aufkommen des Online-Datings ging es mit Szenebars wie dem “Elle et Lui” bergab. Mehrere Betreiber wechselten sich in den vergangenen Jahren ab, bevor ein Brand im August 2019 dem Betrieb ein zwischenzeitliches Ende setzte.
In Kürze beginnt ein neuer Versuch. Eine Bar, daneben Restaurantbetrieb mit zwei Menüs pro Tag, ortsübliche Preise, im Hintergrund Musik und eine Garderobe. So weit, so gewöhnlich. Was den neuen Gastronomiebetrieb in Kleinbasel von allen anderen in der Stadt abheben wird, ist die Tatsache, dass die Gäste an der Garderobe nicht nur den Mantel, sondern ihre gesamte Kleidung abgeben. Die Gäste, das Servicepersonal, die Djane – alle sollen nackt sein. “Jeder ist willkommen. Du gibst deine Kleidung ab und dann kanst du nackt essen und trinken.” So erklärt der neue Pächter Diego seine Geschäftsidee; ein Restaurant für Nudisten.
Neues Konzept, gleiche Klientel?
Diego, wie er simpel genannt werden möchte, ist in der Basler Halbwelt kein Unbekannter. Seit mehreren Jahren ist er im Rotlichtmilieu tätig – etwa als Betreiber der sogenannten Kontaktbar Captain Cook und im “Erotik-Salon” Edelweiss Club, der als Bordell fungiert.
Der Name der neuen Beiz steht noch nicht fest. Der Arbeitstitel “Edelweiss Basel – Nudisten Lounge” erinnert jedoch stark an das Bordell mit gleichem Namen. Auch davon abgesehen: Viel nackte Haut, der Betreiber ein Bordellbesitzer und im dritten Stock des Gebäudes ein “Escort-Salon” (der allerdings nicht Diego gehört) – die Vermutung, dass es im neuen Lokal um Sex geht, ist nicht besonders weit hergeholt. Doch Diego versichert: “Das neue Lokal ist keine Kontaktbar.”
Klar ist hingegen, dass das Lokal Ende Februar seine Tore öffnen wird. Und auch die Belegschaft steht laut Clubbesitzer bereits. Dass die Barmaids, wie er das vermutlich ausschliesslich weibliche Servicepersonal bezeichnet, nackt arbeiten werden, steht schon fest. Ob der Türsteher etwas anhaben wird, weiss Diego hingegen noch nicht. “Wenn er draussen stehen würde, wäre das ohne Kleider wohl zu kalt” scherzt er. Im Innern des neuen Lokals sollten die Temperaturen aber angenehm warm sein.
Eine Nackt-Bar in Paris diente als Vorbild
Im Gegensatz zum exotischen Konzept und Klima wird im Lokal künftig deftig und gut bürgerlich gekocht. Wiener Schnitzel und Kartoffelsalat sollen laut Diego als Erstes auf der Speisekarte stehen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird im Nudisten-Lokal dann auch Fondue angeboten.
Inspiriert habe ihn ein Etablissement mit ähnlichem Konzept in Paris. Jenes hat in der Zwischenzeit allerdings dicht gemacht. Was den zukünftigen Bar-Chef nicht entmutigt: “Die Basler sind sicher weniger engstirnig als die Pariser.”
Es fragt sich, ob die Geschäftsidee bei Behörden und Bevölkerung auf grosse Begeisterung stösst. Ein Nachbar hat laut Diego bereits Widerstand gegen laute Musik angekündigt. Ebenfalls unklar ist, wie gross die Nachfrage für ein Nudisten-Restaurant tatsächlich ist. Für die Baslerinnen und Basler mit Anfangsscheu hat Diego auf jeden Fall eine Lösung bereit: Wer sich nicht wohlfühlt, darf die Unterwäsche anbehalten.
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