25. Januar bis 14. März 2020
Vernissage am Freitag, den 24. Januar, 10.00 bis 18.00 Uhr
Maag Areal, Zahnradstr. 21, CH-8005 Zurich
Pils’ Gemälde und graphische Arbeiten sind kaum interpretierbar. Der Malprozess ist geprägt von einer Planung, die sich permanent selbst aufhebt mit dem Ergebnis, dass Repräsentation in Abstraktion umschlägt, Figürlichkeit zu Komposition wird. Seine Arbeit schafft ein Unbehagen der Interpretation und fordert die Vorstellung von malerischer Subjektivität heraus: Die Arbeitsweise folgt der Inspiration und der Alltagswelt des Malers, wechselt launenhaft die Richtung und wird von permanenter technischer Präzision und malerischer Überlegung begleitet. So entsteht ein Werk, dessen Attraktion in der Ambivalenz von interpretatorischem Unbehagen, Diskontinuität und technischer Brillianz ausgeht.
In der Ausstellung Adam & Eve zeigt Pils sechs neue Gemälde unterschiedlichen Formats und sechs Tuschezeichnungen auf Papier, die den anderen Arbeiten zugehörig sind und die gleiche Größe haben (115 x 83 cm). Motivisch kreisen die Bilder um ein Liebespaar, dass sich unter einem Apfelbaum niederlässt. Der Titel Adam & Eve ist jedoch im Nachhinein entstanden und gibt keine kulturhistorische Einordnung vor. Vielmehr lässt er sich als eine sprichwörtliche Flucht nach vorne verstehen, die eindeutigen Interpretationen vorbeugt: Erst die Nennung dieser unmissverständlichen Assoziation lässt Raum für die Unsicherheiten, die der Malprozess in die Gemälde einschreibt.
Pils geht beim Malen nicht von Ideen aus, stattdessen bilden diese sich beim Malen heraus — und lösen sich immer wieder auf. So werden Inhalte, die zunächst vorbewusst sind, durch ihre kompositorische Umsetzung zu Bildwelten. Kulturhistorische Gedanken der Verschränkung eines liebenden Paars in der Natur werden nicht aus der Vergangenheit hergeleitet, sondern aus einer subjektiven utopischen Zukunft, die während des Malens in die Gegenwart gezogen wird.
Unsicherheiten, Nichtwissen und die Verknüpfung mit vorhandenen Narrationen — wie der von Adam und Eva — entstehen erst im Moment, wenn Betrachter und Gemälde sich gegenübertreten. So verwebt Pils subjektive Zukunft, Gegenwart der Betrachtung und die Vergangenheit kollektiver Erinnerung.
Die Motivwelt der sechs Gemälde, die auf den ersten Blick klar erscheint, löst sich immer wieder in Widersprüchen auf: In allen Bildern tauchen Äpfel, Bäume und Liebespaare auf, doch der Zusammenhang ist unklar. Die zumeist in blasenartigen Formen gemalten Paare, scheinen gleichzeitig in die Natur eingebettet und von ihr isoliert. Es ist nicht sagbar, ob die Blasen tief in den Bäumen verwurzelt oder von ihnen getrennt sind. In einem Gemälde wirken die Bäume vor dem eng umschlungenen Paar kulissenhaft, es ist kaum möglich Abstände einzuschätzen. So lassen sich die Bilder nicht auf eine Narration festlegen.
Die sechs Tuschezeichnungen beziehen sich jeweils auf eines der sechs Gemälde. Allerdings stellen sie keine vorangegangen Skizzen dar, sondern nachträgliche Meditationen, die die Bilder noch einmal auf eine neue Weise einfangen. Sie können als Ergebnis einer Übung — im Sinne einer Meditation — verstanden werden, deren Ausgang zu Beginn unklar war. Die Zeichnungen sind nicht Resultat serieller Arbeit, sondern eine einmalige Rückkehr zum Gemälde, die nicht wiederholt wird. Auch das Material, über hundert Jahre altes Papier, das eine eigene Atmosphäre entfaltet und nicht reproduzierbar ist, trägt zu dieser Einmaligkeit bei. Die Skizzen zeigen nichts, das vorhersehbar gewesen wäre, sondern etwas, das während der Meditation stattgefunden hat.
Tobias Pils wurde 1971 in Linz geboren und lebt und arbeitet in Wien. Seine jüngsten Einzelausstellungen fanden unter anderem statt im Josef Albers Museum, Bottrop, DE (2018), Kunsthalle Krems, Krems an der Donau, AT (2017), Le Consortium, Dijon, FR (zusammen mit Michael Williams) (2017), Chinati Foundation, John Chamberlain Building, Marfa, US (2016), Wiener Secession, Wien, AT (2013). Zu den jüngsten Gruppenausstellungen in größeren Museen gehören unter anderem Le Consortium Collection, Le Consortium, Dijon, FR (2018); Jay DeFeo – The Ripple Effect, Aspen Art Museum, Aspen, US (2018); Spiegelnde Fenster, 21er Haus, Wien, AT (2017); ART UNLIMTED, ART 47 BASEL, Basel, CH (2016).