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Do 14.11 2019 – So 25.10 2020

Ein Schiff wird nicht kommen

Wo

Johann Jacobs Museum
Seefeldquai, 8008 Zurich

Wann

Donnerstag 14 November 2019 – Sonntag 25 Oktober 2020

Wie viel

5.00 - 7.00 CHF

Werkdetail von Dierk Schmidt, Skizze zu SIEV-X, 2000. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers.

Die Schweiz ist eine Seefahrernation und auf den Weltmeeren zuhause. Soviel belegen Filmaufnahmen, die in den 50er und 60er Jahren auf den Fahrten der „MS Basilea“ entstanden. Neben Gischt, Wolken und Wellentälern, neben Ladung wie Kaffee, Kakao oder einer ganzen Herde Wasserbüffel, dokumentieren die Bilder auch seltsame Begebenheiten an Land: Da steigt in Massawa (Eritrea) ein alternder Kaiser von einem russischen Kriegsschiff. Oder die schweizerische Crew erlebt im kulturrevolutionären China eine Parade, auf der Flugzeuge und Eisenbahnzüge der staunenden Menge (einstweilen) aus Pappe vorgeführt werden.

Das Filmdokument der „MS Basilea“ gibt uns Anlass zu fragen: nach Geschichten, die Schiffe schreiben. Dabei denken wir weniger an „Exodus“ oder „Titanic“, an die gewaltigen, medial ausgeschlachteten Epen. Nein, unser Interesse gilt den kleinen Geschichten und eher unscheinbaren Begebenheiten, die jedoch den Blick auf das Ganze freigeben: auf post-koloniale Kämpfe auf dem afrikanischen Kontinent in Zeiten des Kalten Krieges oder, im Falle Chinas, die zarten Anfänge der Weltmacht von morgen.

Gerahmt wird das Filmmaterial der „MS Basilea“ von künstlerischen Arbeiten. Sie erzählen vom Leben und Sterben auf dem Flüchtlingsschiff oder vom Versuch, das „Floss der Medusa“ von Théodore Géricault mit zeitgenössischen Mitteln ins Bild zu setzen. Sie erzählen von der bedrückenden Einsamkeit auf einem modernen Containerschiff, von Winden und Meeresströmungen im Atlantik als klimatischer Bedingung des Sklavenhandels sowie vom Schiffsfriedhof in Chittagong (Bangladesch), wo die gewaltigen Stahlgefässe wieder in ihre Einzelteile zerlegt werden.

Ein Schiff wird nicht kommen verdankt sich der Zusammenarbeit mit den Künstler_innen Adnan Softić, Eza Komla, Hira Nabi, Allan Sekula, Dierk Schmidt und Dias&Riedweg. Die Anregung, das Archiv der „MS Basilea“ zu sichten, kam von Damian Christinger. Die kuratorische Betreuung lag bei Adnan Softić und Bettina Schuler (Johann Jacobs Museum).

Geschrieben von Zero Zurich