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Shawn Maximo – Deeprecession

Ausstellung

Geschrieben von Zero Zurich il 12 März 2019

Für seine erste Einzelausstellung “Deeprecession (Isolationism and other Myths)” verwandelt Shawn Maximo den Galerieraum von Roehrs & Boetsch in einen befremdlich wirkenden unterirdischen Bau; teils Durchgangsstation und teils Zuflucht. Der Künstler entwirft eine Gemeinschaft, die unter der Erde an einem nicht näher bestimmten Ort und ohne Anzeichen einer Aussenwelt lebt. Die raumfüllende Installation präsentiert neue Werke, die eigens für diese Ausstellung entworfen wurden.

„Die Hypothese der hohlen Erde wurde 1692 formuliert von dem Astronomen Edmond Halley formuliert, um dassich im Zeitverlauf verändernde Magnetfeld der Erde zu erklären. Demnach war die Erde aus konzentrischen Schichten aufgebaut, hohl im Innern und mit einer glühenden Sonne im Zentrum. Dieser lichtdurchflutete Hohlraum dient der Vorstellung, dass das Innere des Planeten bisher unentdeckte Zivilisationen beherbergt, die auf einer Erdoberfläche parallel zu unserer wandeln. Diese Idee ist so alt wie das gesprochene Wort, mit unterirdischen Welten, die in Mythologie und Folklore auf allen Kontinenten als Orte des Ursprungs oder des Jenseits heraufbeschworen werden. In einer Zeit, in der globale Klimaerwärmung und Massensterben als zunehmend wahrscheinlicher in den Fokus rücken, könnte die Idee eines kollektiven Lebens unter der Erde wieder jenseits von Verschwörungstheorien an Attraktivität gewinnen. Eine globale und tiefe Rezession muss nicht unbedingt nur einen wirtschaftlichen Zustand bezeichnen, denn auch populistische und elitäre Vorstellungen suchen nach Auswegsstrategien.“ (Shawn Maximo)

In Shawn Maximos Installation ist der Hauptraum der Galerie von Fackeln an den Wänden erleuchtet, Steine liegen verteilt in der Ausstellung, während die Fensterfront eine Felswand zeigt. Am Ende des Raumes sind Lounge-Sessel um ein digitales Kaminfeuer angeordnet. Der Hauptteil der Arbeiten besteht aus gerenderten Bildern, die eine auf der Basis eines Gesellschaftsvertrages bestehende Gemeinschaft in ihren unterschiedlichen Bereichen abbildet: einschliesslich eines Entbindungszentrums, einer Fabrikhalle, eines öffentlichen Forums und eines Porno-Kinos. Diese Darstellungen werden auf Bildschirmen präsentiert, die – vergleichbar mit Orientierungssystemen in grossen Gebäuden – als skulpturale Installation paarweise an mehreren Säulen befestigt sind.

Mit ihrer unheimlichen Ästhetik und dem Fehlen von Lebewesen erinnern uns die Bilder auch an Werbung. Was, wenn noch niemand in dieser Gemeinschaft lebt? Ist der Galerieraum in Wirklichkeit ein Warteraum für Bewerber, die um die Chance auf ein neues Leben konkurrieren? Besucher werden aufgefordert, Zeit in der Ausstellung zu verbringen und sich am Kaminfeuer zum Soundtrack von Justin Simon zu entspannen.

Shawn Maximos (1975, Kanada) Werk umfasst Bilder, Skulpturen, Animationen, Möbel, Theaterkulissen und Installationen. Er kreiert häufig architektonische Dioramen und räumliche Hybride mit dem Ziel, die zeitgenössische Kultur zu verarbeiten und mögliche Zukunftsvisionen zu entwerfen.

Mit seinen Was-wäre-wenn-Szenarien entwickelt der Künstler höchst detaillierte und durchdachte Entwürfe von Umgebungen, die den Besucher dazu einladen, um über unterschiedliche Themen wie die Zukunft der Arbeit, die Beziehung zwischen Mensch und Roboter und neue Lebensmodelle nachzudenken. Shawn Maximos Werk entwirft – durchaus politische – Visionen einer vielleicht gar nicht so fernen Zukunft.

Shawn Maximos Werke wurden international in Museen und auf Messen ausgestellt: unter anderem Swiss Institute New York, ZKM Karlsruhe, KunsthalleWien, VitraDesign Museum Weil am Rhein, Berlin Biennale, Museed’ArtModernede la Ville de Paris, MoMA P.S.1 und Perez Art Museum Miami.