Struktureller Rassismus und Polizeigewalt sind auch in Europa spätestens seit dem tragischen Tod des Afroamerikaners George Floyd Themen der öffentlichen Debatte. Von People of Color und anderen entrechteten Mitgliedern der Gesellschaft verlangen die gravierenden Missstände seit je ein enormes Mass an Agilität und Kreativität. Immer wieder gilt es aufs Neue, alternative Räume zu schaffen, in denen offen nachgedacht, gesprochen und sich frei bewegt werden kann. Der nigerianisch-amerikanische Performance-Künstler und Poet Jaamil Olawale Kosoko schafft und erkundet in seinem interaktiven Performance-Programm “American Chameleon: The Living Installments” einen solchen Raum. Ausgehend von seiner Live-Performance “Chameleon: A Biomythography” und angepasst an die aktuellen Reise- und Begegnungsbeschränkungen hat Kosoko ein virtuelles abendliches “Teach-In” kreiert. Über die Gaming-Chat-App Discord will er untersuchen, inwieweit sich der digitale Raum eignet als Ort, an dem queere Schwarze Menschen Heilung, Freude und Schönheit erfahren können.
Am Theater Spektakel präsentiert er die zweite Ausgabe seines “lebendigen multimedialen Kunstwerkes”. Und zwar am 23. August, dem Internationalen Tag der Erinnerung an den Sklavenhandel und dessen Abschaffung. Der Gedenktag geht auf den Sklavenaufstand 1791 in der französischen Kolonie Saint-Domingue zurück, der den Beginn der Haitianischen Revolution markierte. Ausgehend von diesem internationalen Memorial Day lädt Kosoko zusammen mit weiteren Gastgeber*innen zu einer dreistündigen Veranstaltung, die der Praxis des Gedenkens und Erinnerns gewidmet ist. Woran erinnern wir uns? Und wie erinnern wir uns? Behutsam führen die Hosts auf Discord die Gäste durch das Programm, das unter anderem Diskussionen, eine Healing Session und als Premiere Video-Screenings von “Chameleon (A Visual Album)” umfasst. In einer virtuellen Choreografie des Nachdenkens geht Kosoko mit seinen Gästen Fragen zum Leben und Alltag queerer Schwarzer Menschen und ihren Erfahrungen mit Rassismus und Polizeigewalt nach, und schlägt Brücken zum europäischen Antirassismus-Diskurs.
Interessierte, die aktiv mit den Hosts und den anderen Gästen interagieren möchten, sind eingeladen, die Veranstaltung nach vorgängiger Anmeldung auf Discord zu besuchen. Das Programm wird zudem live über Vimeo gestreamt.
Scritto da Zero Zurich