The Visitors, eine 9-Kanal-Videoinstallation des Künstlers Ragnar Kjartansson entführt die Besucher*innen in das eigentümliche Universum einer historischen Villa am Hudson River im New Yorker Hinterland. Ausgangspunkt des Projektes, das sich durch Kjartanssons Begeisterung für Musik, sein Interesse für Langzeit-Performances und eine emotionale Kunsterfahrung auszeichnet, ist ein von Davíð Þór Jónsson und Kjartansson vertonter Text der Künstlerin Ásdís Sif Gunnarsdóttir. Für The Visitors liess er den Song von mehreren Musiker*innen aus seinem Freundeskreis jeweils in unterschiedlichen Settings der 43 Zimmer der Villa Rokeby gemeinsam vortragen. Jeder der neun Projektionen rückt einen der Räume und eine*n der Performer*innen ins Zentrum – mit einer Ausnahme: Draussen auf der Veranda befinden sich die Bewohner*innen des Hauses in der Rolle des Chors und die akustische Artillerie. Die einzelnen Szenen fügen sich so zu einem raumgreifenden, filmischen Tableau zusammen, wobei das einzigartige visuelle und akustische Arrangement ein vielschichtiges Porträt des Hauses und seiner (temporären) Bewohner*innen zeichnet sowie die Erfahrungen von Liebe und Verlust, Trennung und Wiedervereinigung ergreifend zum Ausdruck bringt.

The Visitors kann als Hommage an die Freundschaft gelesen werden, ist aber zugleich auch eine Ode an die Sehnsucht und den Verlust. Die Arbeit verweist auch auf den Titel des 1981 erschienenen, gleichnamigen Albums von ABBA, das ihr letztes sein sollte; kurz nach der Veröffentlichung löste sich die erfolgreiche Popband auf. Kjartansson hingegen verhalf das Werk The Visitors zu internationaler Bekanntheit und es wurde von der Presse gefeiert. Die britische Tageszeitung The Guardian erklärte das Werk gar zum “besten Kunstwerk des 21. Jahrhunderts”. Mit The Visitors wird eine Arbeit präsentiert, die einerseits die Rolle des Migros Museum für Gegenwartskunst – als Auftraggeber neuer Werkproduktionen und als sammelnde Institution – verdeutlicht, andererseits aber auch als herausragendes Beispiel für die einzigartige Arbeitsweise des Künstlers betrachtet werden kann.

Ragnar Kjartansson (*1976, lebt und arbeitet in Reykjavík) trat hierzulande zuletzt mit der Performance Schmerz am Zürcher Theater Spektakel (2022) in Erscheinung. The Visitors wurde für seine Einzelausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst 2012 produziert und war seither in vielen internationalen Kunstinstitutionen ausgestellt – zuletzt im San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco und im TBA21 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Madrid (beide 2022); V-A-C, GES2, Moscow (2021-2022); High Museum of Art, Atlanta (2021); Institute of Contemporary Art, Boston (2020); Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki (2019–2020). Kjartanssons Arbeiten wurden in namhaften Institutionen wie The Metropolitan in New York, Barbican, London and Palais de Tokio, Paris gezeigt.