Oper von Modest Mussorgski (1839-1881)
Libretto vom Komponisten nach der gleichnamigen Tragödie von Alexander Puschkin und Nikolai Karamsins „Die Geschichte des russischen Reiches“
Fassung von 1869 inklusive Polenakt und Revolutionsszene (1872)
Modest Mussorgskis Oper Boris Godunow führt uns mitten in eine Zeit apokalyptischer Grundstimmung, die von Hysterie, Eskapismus und Paranoia geprägt ist. Den politischen Hintergrund bildet die turbulente Zeit der sogenannten Smuta, als Iwan der Schreckliche starb und sein Sohn Dimitri an den Folgen einer Verletzung am Hals zu Tode kam. War es Mord? Und der Auftraggeber Boris Godunow, der sieben Jahre später der dritte russische Zar wurde? In Zeiten labiler Machtverhältnisse hatte es auch ein Emporkömmling wie der ominöse Grigori Otrepjew (der „falsche Dimitri“) leicht, der von sich behauptete, der von seiner Verletzung wundersam genesene Sohn Iwans zu sein – viele blinde historische Flecken also, an denen sich die Fantasie der Dramatiker entzündete. Hauptgrundlage für Mussorgskis Boris Godunow war das gleichnamige Drama Puschkins. Mussorgski verwendete daraus viele Verse, setzte sie neu zusammen, bis eine kaleidoskopartige Struktur mit immer wechselnden Perspektiven entstand: Schlaglichtartig verfolgen wir den Weg des falschen Dimitri, wohnen dem psychisch-körperlichen Zerfall des Potentaten Boris bei, werden in die Dynamik der Volksmenge hineingezogen. Ob schuldig oder nicht – Mussorgski entwirft mit Boris Godunow das faszinierende Psychogramm eines isolierten Herrschers, der zwischen Machterhalt, Machtgewinn, aber auch Skrupeln und Selbstzweifeln zerrissen ist und letztlich am Schreckbild eines toten Kindes verrückt wird. Der ukrainische Dirigent Kirill Karabits stellt sich mit dieser Neuproduktion zum ersten Mal am Opernhaus Zürich vor, die exquisite Besetzung führt der gefeierte Bariton Michael Volle als Zar Boris an, der nach seinem Nabucco ein weiteres wichtiges Rollendebüt an unserem Haus geben wird. Ausgehend von einer weiteren Figur in dieser Oper, dem Mönch Pimen, der an einer Chronik über Russland sitzt, geht Regisseur Barrie Kosky in seiner Neuinszenierung auch der Frage nach, wie wir Geschichte schreiben, wie wir sie erinnern oder instrumentalisieren.
Musikalische Leitung Kirill Karabits, Inszenierung Barrie Kosky, Bühnenbild Rufus Didwiszus, Kostüme Klaus Bruns, Lichtgestaltung Franck Evin, Choreinstudierung Ernst Raffelsberger, Dramaturgie Kathrin Brunner
Boris Godunow Michael Volle
Xenia, seine Tochter Lina Dambrauskaité
Fjodor, sein Sohn Solist des Tölzer Knabenchors
Amme Irène Friedli
Fürst Wassili Iwanowitsch Schuiski John Daszak
Andrei Schtschelkalow Konstantin Shushakov
Pimen Brindley Sherratt
Grigori Otrepjew/Prätendent («der falsche Dimitri») Edgaras Montvidas
Marina Mnischek Oksana Volkova
Rangoni, geheimer Jesuit Johannes Martin Kränzle
Warlaam, Bettelmönch Alexei Botnarciuc
Missail, Bettelmönch Iain Milne
Schenkwirtin Katia Ledoux
Gottesnarr Spencer Lang
Polizeioffizier Valeriy Murga
Leibbojar Savelii Andreev
Lawitzki, Jesuit Ilya Altukhov
Tschernikowski, Jesuit Brent Michael Smith
Mitjucha, Bauer Ilya Altukhov
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Chorzuzüger
SoprAlti der Oper Zürich
Statistenverein am Opernhaus Zürich
In russischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung.
Geschrieben von Zero Zurich