Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Oratorium in zwei Teilen nach Worten der Heiligen Schrift
Musikalische Leitung Gianandrea Noseda, Inszenierung Andreas Homoki, Bühnenbild Hartmut Meyer, Kostüme Mechthild Seipel, Lichtgestaltung Franck Evin, Choreinstudierung Ernst Raffelsberger, Dramaturgie Claus Spahn
Elias Christian Gerhaher
Die Witwe / Sopran Julia Kleiter
Der Engel / Alt Wiebke Lehmkuhl
Obadjah / Tenor Mauro Peter
Bass Felix Gygli
Ahab Raúl Gutiérrez
Der Knabe Sylwia Salamonska
Die Königin Indyana Schneider
Sopran 2 Flavia Stricker
Alt 2 Indyana Schneider
Tenor 2 Raúl Gutiérrez
Bass 2 Max Bell
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Zusatzchor der Oper Zürich
In deutscher Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung.
Der Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy ist eines der wirkungsvollsten und meistaufgeführten Oratorien des 19. Jahrhunderts. Ein Meisterwerk, das ein Jahr vor dem Tod des Komponisten im englischen Birmingham uraufgeführt wurde und von dort aus seinen Siegeszug durch die Konzerthäuser der Welt antrat. Im Zentrum steht der Prophet Elias, der gegen die Gottlosigkeit der Welt ankämpft. Das israelische Volk hat sich unter seinem König Ahab vom alttestamentarischen Gott Jahwe abgewandt und verehrt den heidnischen Gott Baal. Elias verhängt einen Dürrefluch, der die Menschheit in grosse Not stürzt, und er fordert die Baalsanhänger zu einem Gottesurteil heraus: Auf dem Berg Karmel, auf dem sich alle versammeln, soll sich zeigen, wer der wahre Gott ist. Das Volk ruft wiederholt Baal an, aber der antwortet nicht. Als Elias zu Jahwe betet, fährt ein Feuer vom Himmel herab. Die Priester Baals werden getötet. Ein weiterer szenisch-musikalischer Höhepunkt des Oratoriums ist im zweiten Teil der Moment, in dem sich Gott dem in die Wüste geflohenen Propheten auf dem Berg Horeb zeigt: Der Chor singt von den Naturgewalten, von Sturm, erbebender Erde und Feuer, Gott aber zeigt sich in einem sanften Säuseln.
Felix Mendelssohn Bartholdy überlässt die biblischen Handlungselemente nicht einem erzählenden Evangelisten, wie es sein grosses kompositorisches Vorbild Johann Sebastian Bach getan hat, sondern verleiht den Vorgängen unmittelbare szenische Präsenz. Die Komposition nimmt immer wieder opernhafte Züge an. Genau diese Kombination aus Dramatik, reflektierender Betrachtung und ergreifenden Gefühlsäusserungen in den Arien hat Andreas Homoki gereizt, das Oratorium als grossformatiges Musiktheater auf die Bühne zu bringen – neben der für alle Zeiten relevanten Frage, was Propheten als einsame Rufer in der Wüste tun können, wenn sie die Wahrheit zu kennen glauben, aber keiner sie hören will. Homoki kann sich in seiner letzten Inszenierung als Intendant des Opernhauses Zürich auf die herausragende Oratorien-Kompetenz von Christian Gerhaher in der Rolle des Elias verlassen, ebenso wie auf seinen Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda am Dirigentenpult und dessen romantisches Feingefühl für Mendelssohns Musik.
Geschrieben von Zero Zurich