Musiktheater von Christian Spuck
Musik von Claudio Monteverdi,
Benedetto Ferrari, Biagio Marini, Tarquinio Merula,
Francesco Rognoni und Giovanni Maria Trabaci
Uraufführung
Musikalische Leitung / Solo-Violine Riccardo Minasi, Christoph Koncz (04, 06 Feb), Choreografie und Inszenierung Christian Spuck, Bühnenbild Rufus Didwiszus, Kostüme Emma Ryott, Lichtgestaltung Martin Gebhardt, Dramaturgie Michael Küster, Claus Spahn
Sopran Lauren Fagan
Louise Kemény
Mezzosopran Siena Licht Miller
Countertenor Aryeh Nussbaum Cohen
Tenor Edgaras Montvidas
Anthony Gregory
Bass Brent Michael Smith
Orchestra La Scintilla
Ballett Zürich
Junior Ballett
In italienischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung.
Mit Claudio Monteverdi hat alles angefangen. Mit dem bedeutendsten italienischen Komponisten des frühen 17. Jahrhunderts wird die Musik theatralisch. Liebende und Einsame, Eifersüchtige und Zornige betreten die Bühne, klagen ihr Leid und kehren im Gesang ihr Innerstes nach aussen. So sinnlich und herzzerreissend ich-bewusst war der singende Mensch bis dahin noch nicht in Erscheinung getreten wie in Monteverdis Opern, die zu den ersten der Musikgeschichte gehören, und in seinen Madrigalbüchern, in denen sich der Übergang vollzieht von der polyphonen Vokalkunst der Renaissance zur Ausdruckskraft der einzelnen, von Musik begleiteten menschlichen Stimme. Monteverdi macht für seine Madrigale einen genere rappresentativo geltend, einen darstellenden Stil, der nicht nur Szenisches, sondern auch Gestisch-Tänzerisches in Töne kleidet. Das berühmteste seiner Madrigalbücher ist das Achte und letzte, das der Komponist sieben Jahre vor seinem Tod veröffentlicht hat. Eine Stücksammlung, in der er gleichsam noch einmal die Summe seiner Stilentwicklungen und seines dramatischen Schaffens zieht. Musik aus diesem Achten Madrigalbuch steht im Zentrum von Christian Spucks neuem Ballettabend, der wie zuvor schon in den Choreografien von Verdis Messa da Requiem oder Schubert/Zenders Winterreise Vokalsolisten und das Ballett Zürich auf der Bühne vereint.
Sich mit Monteverdi zu beschäftigen, heisst noch einmal von vorne zu beginnen und dem Zauber des musiktheatralischen Anfangs nachzuspüren, der in dessen Arien, Tanzsätzen und Madrigalen erblüht. Wie etwa kann aus dem weltverlorenen Lamento della Ninfa, einem der berühmtesten Klagegesänge Monteverdis, Bewegung, Szene, Tanz erwachsen? Zu welchem choreografischen Ausdruck fordert die zitternd expressive Erregung von Il Combattimento di Tancredi e Clorinda heraus, dem Kampf eines sich feindlich und liebend zugleich gegenüberstehenden Paares? Christian Spuck sucht in diesem Ballettabend nicht nach einer Geschichte, die Monteverdis Minidramen überwölbt, sondern schöpft Energie aus der Kraft des Fragmentarischen und der tänzerischen Abstraktion in einem vom Bühnenbildner Rufus Didwiszus gestalteten Raum, der Theater nach dem Ende von Theater noch einmal von vorne beginnen lässt.
Scritto da Zero Zurich